Frank: Sonette / frank: sonnets

Diane Seuss

Frank: Sonette / frank: sonnets

280
Seiten
Klappenbroschur
ISBN
978-3-87512-672-3
28,00 €
(brutto)

Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von

Franz Hofner

Diane Seuss und Frank Hofner wurden für »Frank: Sonette« mit dem Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie 2024 ausgezeichnet; der Band ist außerdem eine der Lyrik-Empfehlungen 2024.

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»frank: sonnets tells the story of my life and my interior, but from shifting perspectives and with a range of ­approaches to language.« — Diane Seuss

Von der Kindheit in der Arbeiterklasse im ländlichen Michigan bis hin zu den Gefahren und Verlockungen von New York City: Virtuos bewegt sich Diane Seuss durch Gedanken und Zeit, Poesie und Punk, AIDS und Sucht, Glaube und Mutterschaft. Frank: Sonette ist ein Memoir, aber weder traditioneller Art, noch linear erzählt. Wie Bilder auf einem Filmstreifen fängt die Lyrikerin in ihren Sonetten gelebtes Leben ein – scharfsinnig, ­nüchtern, pointiert, kurzgesagt: »frank«. 


Für dieses Projekt erhielten wir die »Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022«. Dafür danken wir herzlich!

Diane Seuss

Diane Seuss (*1956) wuchs im ländlichen Michigan, USA, auf. Sie studierte Sozial­arbeit und unterrichtete am Kalamazoo College. 2016 war ihr Band ­Four-Legged Girl Finalist für den Pulitzer-­Preis. 2020 erhielt sie ein Guggenheim Fellowship for Poetry und verbrachte als Artist in Residence einige Monate in Willapa Bay in der Nähe von ­Oysterville, Washington, wo sie begann, an ihrem Lyrikband frank: sonnets zu arbeiten.


Übersetzer

Franz Hofner (*1963) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Lyrik – schwerpunktmäßig US-amerika­nischer – und ver­öffentlicht Rezensionen, eigene Gedichte und Über­­­setz­ungen, unter anderem im Jahrbuch der Lyrik.


Preise und Auszeichnungen

– Lyrik-Empfehlung 2024 von Kerstin Preiwuß


Pulitzer Prize in Poetry 2022 – Begründung der Jury:


»A virtuosic collection that inventively expands the sonnet form to confront the messy contradictions of contemporary America, including the beauty and the difficulty of working-­class life in the Rust Belt.«


»Eine herausragende Sammlung, die die Sonettform originell erweitert und dabei den chaotischen Widersprüchen des heutigen Amerikas sowie der Schönheit und den Schwierig­keiten der Arbeiterklasse im Rust Belt die Stirn bietet.«


Presse

»Ihr Buch präsentiert sie im Querformat, und wenn die Seiten immer noch zu kurz sind, klappen wir sie einfach auf, um auch den längsten Langzeilen bis zum Ende folgen zu können: so entstehen wundersam dehnbare, atmende Sonettformen. Durchweg spricht sich in ihnen eine erste Person aus und erzählt freimütig –›frank‹, wie schon der Titel ankündigt –aus ihrem wechselvollen Leben. Mit diesem Band […] steht Diane Seuss […] endgültig in der ersten Reihe der amerikanischen Gegenwartslyrik. Wo immer man ihn aufblättert, sogleich verfängt man sich lustvoll in seinem flackernden, flirrenden Bilderstrom. Es lohnt sich sehr, ihn aufzunehmen.«

»Diane Seuss sagt ganz konkret: ›Das Sonett lehrt dich wie die Armut, was du alles nicht brauchst‹, und das ist, glaube ich, ein Zentralsatz für ihre Poetologie.«

»Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, wer in Deutschland heute solche Gedichte schreibt, und die Antwort ist ganz einfach: niemand tut das. […] Diane Seuss ruft immer wieder einzelne Episoden in ihrem Leben auf, schlaglichtartig. Sie spricht auch einmal von einem Daumenkino. […] Man sieht, wie lakonisch und gleichzeitig opulent die Gedichte sind.«

»Every poem in frank: sonnets is an example of the incomparable Seussian Sonnet, where elegy and narrative test the boundaries of the conventional form. The Seussian Sonnet is provocative in sense and sound … elegizes the icons and muses who ›died hard‹, among them Hart Crane, Virginia Woolf, Elvis, Jeff Buckley … The Seussian Sonnet is a struggle between past and present, with a desire to unhinge from history … The Seussian Sonnet possesses a distinctive, heady, persistent, inquisitive tenacity and intensity … The Seussian Sonnet emits a fire that burns and brightens.«

»Frank: Sonette ist eine gefühlvolle Publikation, das Format originell.[...] Diane Seuss ist zu Recht für dieses Buch im vergangenen Jahr mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet worden.«

»Seuss [...] schreibt eine Autobiografie in Versen. Das ist allein schon deswegen spektakulär, weil sie mit dem Sonett die vielleicht konservativste aller Formen wählt, um über Armut, Abtreibungen, eine traumatische Geburt, Drogenmissbrauch, die Aids-Krise, häusliche Gewalt und sexualisierte Übergriffe zu schreiben. Die Sprache, die sie dabei verwendet, ist von einer Lockerheit, einer Direktheit, Mündlichkeit und Konkretion gekennzeichnet, die an Dichter wie Eileen Myles oder Frank O’Hara [...] denken lässt. Dabei setzt Seuss eine kaum zu erfassende Vielfalt poetischer Verfahren ein; auf fast jeder Seite geschieht sprachlich etwas Neues. Da gibt es Häufungen von Binnenreimen, die an die Couplets des Shakespeare-Sonetts erinnern, aber auch zahlreiche Klang- und Wortwitze, und immer wieder einen Flow von Assoziationen, der unterschiedlichste Szenen und Erinnerungen dichtführt.«

»Das Lesen von Frank: Sonette fühlt sich fast wie Schreiben an; es ist ein berauschendes, mitreißendes Erlebnis. Seuss versteht es, die spezielle Form des Sonetts zu nutzen – die Intensität, die Balance, das Anaphorische und den wild galoppierenden Rhythmus auf dem Feld des Sonetts.«

»Seuss hat ein handwerklich ausgezeichnetes, wunderschön schmerzhaftes Buch geschaffen. Es ist ein zusammenhängendes Werk, nicht nur eine Sammlung an Gedichten, und beim Lesen fällt man in einen kontrollierten Strom aus persönlichen Geschichten und Verlust.«


Preis für Internationale Poesie

»Die Sonette sind unverhohlen autobiographisch, sind durchwachsen vom Speck der Erfahrung, ohne dabei jemals eitel, exhibitionistisch oder im strengeren Sinne ›confessional‹ zu sein. In den Gedichten werden die Stationen einer Biographie abgeschritten, von der Kindheit bis in die Gegenwart. Es handelt sich, wie Seuss schreibt, um die Fragmente eines Lebens, die sich ihr ›wie die Seiten eines Daumenkinos aufblättern‹. […] Franz Hofner hat die Sonette in ein bewegliches Deutsch übertragen, er nimmt dabei mühelos alle Hürden des Kolloquialen, insbesondere da, wo das amerikanische Englisch Opulenz und Lakonie, Drastik und Zärtlichkeit miteinander verbindet. Für das Umspielen der Sonettform (Metrum, End- und Binnenreim) werden immer wieder überraschende und überzeugende Lösungen gefunden, die dem Original in nichts nachstehen. Franz Hofner ist es zu danken, dass die Sonette eine vergleichbare Wirkung entfalten wie die sonnets, dass das, was übersetzt ist, nicht übersetzt klingt.«

Auszug aus der Begründung der Jury. Zum vollständigen Text


Lyrik-Empfehlung 2024

Kerstin Preiwuß hat den Band als eine der Lyrik-Empfehlungen 2024 ausgewählt:

»Was passt nicht alles in 14 Zeilen? Möglicherweise das ganze Leben. Sofort ist man mittendrin, gelangt gleich mit der ersten Zeile »ganz weit raus zum Cape Disappointment«. Was folgt, sind die Lebensstationen, Erinnerungen, Selbstbefragungen eines Heranwachsens in Armut, zugleich Milieustudie, Sittenbild, Bilanz eines Daseins, das sich entlang der Ränder bewegt. Diese Dichtung war mal real, sie stellt sich nichts vor und überschreitet jedwede Form, ob als Autobiografie, Roadmovie, Stationenroman, als Prosadichtung, als lebendiges Gespräch mit Toten, als rauschhafter Kurzschluss von Erleben und Dichten, als neu gedachter Zusammenhang – »Ich kam, bevor mir kam, was kommen ist, fünfhebiger Jambus, fühlte ich es, verfinstert Sprache das Gefühl, verfinstert sie die Finsternis«. Die Sprache kommt direkt zur Sache, »das Sonett lehrt dich, wie die Armut, was du alles nicht brauchst«, und manchmal genügt ein einziger Satz, um es auf den Punkt zu bringen. »Gibt es Vornehmes in Gedichten? Hoffentlich nicht. Vornehmheit / ist bloß ein weiteres Versteck.« Das begreift man nicht nur über das Format des Buches, das sich quer stellt.«

Die Lyrik-Empfehlungen werden alljährlich zum Welttag der Poesie, den 21.März, bekanntgegeben. Ein gemeinsames Projekt von: Deutscher Akademie für Sprache und Dichtung, Stiftung Lyrik Kabinett, Haus für Poesie, Deutscher Bibliotheksverband und Deutscher Literaturfonds.

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